Waldbaden – dem Körper eine Auszeit gönnen
Ein Aufenthalt im Wald tut Körper und Seele gut. Wer sich auf ein »Waldbad« einlässt, kehrt gestärkt und ausgeglichener zurück. Der heilsame Ansatz des »Shinrin Yoku« stammt aus Japan und wird hierzulande vor allem mit Autor Peter Wohlleben verbunden.
In Deutschland gibt es 11,1 Millionen Hektar Wald. Das entspricht etwa 32 Prozent der gesamten Landfläche. Der Lebensraum von Bäumen, Pflanzen und Tieren bietet Menschen gleichermaßen einen Ort zur Erholung sowie zur Freizeitgestaltung. Beim „Shinrin Yoku“ liegt der Fokus, anders als beim Spaziergang oder einer Wanderung mit klarem örtlichen Ziel, auf einem achtsamen Aufenthalt im Wald und dem Kontakt zur Natur. Die japanische Naturheilmethode, die wörtlich übersetzt „Baden in Waldluft“ bedeutet, wird bereits seit den 1980er Jahren wissenschaftlich erforscht. Inzwischen ist der medizinische Nutzen im asiatischen Raum anerkannt; Waldbaden ist dort Bestandteil eines gesunden Lebensstils und wird bei bestimmten Erkrankungen als Waldtherapie verordnet. Mitverantwortlich für den positiven Einfluss auf das mentale und körperliche Wohlbefinden sind laut japanischen Medizinern Pflanzenbotenstoffe, sogenannte Terpene, die von Blättern und Baumrinden abgesondert und zum Beispiel auch für ätherische Öle verwendet werden. Über Haut und Lunge nimmt der Mensch diese auf, im Organismus sollen sie sich positiv auf Nerven- und Immunsystem sowie die Psyche auswirken. Zusätzlich lassen Studien den Schluss zu, dass schon nach wenigen Stunden im Grünen die Bildung natürlicher Killerzellen steigt, die Viren im Körper töten.
Shinrin Yoku: inspiriert von der japanischen Waldtherapie
Waldbaden ist eine ruhige, leichte Aktivität in der Natur, für die keine besonderen Voraussetzungen oder Fähigkeiten erforderlich sind. Jeder kann sich in seinem eigenen Tempo auf Entdeckungsreise – ohne festes Ziel – begeben. In Deutschland aber auch in Österreich und der Schweiz gibt es viele Wälder, die sich für einen wohltuenden Aufenthalt anbieten. Ist kein Wald in der näheren Umgebung zu erreichen, eignen sich auch ein Stadtpark oder eine weitläufige Grünanlage mit möglichst vielen Bäumen. Obwohl sich der heilende Effekt asiatischer Bäume nicht direkt auf unsere heimischen Laub-, Misch- und Nadelwälder übertragen lässt, sind die positiven Auswirkungen eines Waldspaziergangs auf den Körper auch im deutschsprachigen Raum anerkannt. Hierzulande ist das Waldbaden sowie der bewusstere Umgang mit Wäldern vor allem mit Förster und Autor Peter Wohlleben verbunden. Seine Bücher „Das geheime Leben der Bäume“ und „Das geheime Band“ widmen sich der Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie Ähnlichkeiten zwischen Wald und Mensch. Um sein Wissen rund um den Schutz und Erhalt von Wäldern zu teilen, hat Wohlleben in Rheinland-Pfalz eine Waldakademie gegründet. Dort bietet er die Ausbildung zum Waldführer sowie verschiedene Walderlebnisse an – darunter natürlich auch das geführte Waldbaden.
Mit diesen 5 Tipps gelingt das Waldbaden
- Ausreichend Zeit einplanen: Je länger der Aufenthalt im Wald dauert, desto besser kann sich der positive Effekt auf den Körper entfalten. Eine erste spürbare Entspannung setzt bereits nach ca. 15 Minuten ein, zwei Stunden gelten als ideal.
- Bewusst atmen: Im Alltag wird oft nur flach und zu schnell geatmet. Für eine angenehme Entspannung sorgt dagegen eine tiefe und langsame Atmung.
- In die Umgebung abtauchen: Die Vielfalt der Waldatmosphäre lässt sich mit allen Sinnen erleben. Schließen Sie zwischendurch ruhig mal die Augen und lauschen den Geräuschen des Waldes. Oder ertasten sie mit beiden Händen ihr Umfeld.
- Erholungsphasen einplanen: Ein Waldbad ist nicht mit körperlicher Anstrengung verbunden, trotzdem bieten sich Pausen zum Verweilen und Umschauen an – idealerweise mit einem (warmen) Getränk und kleinem Proviant.
- Dem Wetter entsprechend anziehen: Die Kleidung sollte leicht und bequem sein, um sich bei jeder Bewegung wohlzufühlen, gleichzeitig aber vor Kälte und Nässe schützen. Greifen Sie zu festem Schuhwerk mit gutem Profil.
Waldbaden bedeutet sich gemütlich treiben zu lassen und zu verweilen, wo es einem gerade gut gefällt. In Kombination mit einfachen Achtsamkeits- und Atemübungen entschleunigt der Körper. Der Herzschlag normalisiert sich und der Blutdruck sinkt – und die Lunge weitet sich für ein besseres Durchatmen. Stresshormone werden reduziert und es stellt sich eine innere Ruhe ein. Unterstützend wirken dabei die vielfältigen Sinneseindrücke des Naturerlebnisses: Das Farbspiel von Licht und Schatten lässt sich intensiver wahrnehmen, genauso wird das Blätterrascheln und Vogelgezwitscher deutlicher zu hören sein. All das trägt zur Erholung und Regeneration des Körpers bei. Wer sich auf die Lebendigkeit des Waldes einlässt, entdeckt und erlebt nicht nur viel Neues, sondern füllt auch die körpereigenen Energiereserven wieder auf.